Von Mumienbraun und der Ägyptomanie

Dass die Leute von der altägyptischen Kultur fasziniert waren, ist nichts Neues. Schon der römische Kaiser Hadrian kritzelte im Vorbeigehen sein Graffiti auf einen Memnonkoloss. Dann war es zwischenzeitlich länger etwas ruhiger bis Napoleon Bonaparte sich mit über 150 Wissenschaftlern und Gelehrten sowie einem Haufen Soldaten auf den Weg machte und 1798 die Schlacht an den Pyramiden focht. „Soldaten“, soll er gesagt haben „seid euch bewusst, dass von diesen Pyramiden vierzig Jahrhunderte auf euch herab blicken!“ Man fand noch zufällig den Stein von Rosetta, der die Entschlüsselung der Hieroglyphen ermöglichte. Und spätestens damit war die Ägyptomanie losgetreten. Wer es sich leisten konnte, urlaubte in Ägypten und wer es sich nicht leisten konnte, bestaunte importierte Schätze. Hobbyarchäologen begannen im Sand zu buddeln.
Auswickelpartys
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.

Mumienmedizin
Aber schon vor der viktorianischen Zeit wurde mit Mumien gehandelt. Denn man hatte einiges verwechselt. Mit Begrifflichkeiten kann man schon mal durcheinanderkommen. Erklärung Bitumen
Und wogegen hilft Mumiya? Gegen alles, mein Herr, sagte der Apotheker lächelnd. Sie können es sich in Wunden schmieren, oder auch direkt auf die Haut. Oder Sie schlucken es und heilen Ihre bla bla bla. Und falls Ihnen nichts fehlen sollte, dann ist es immerhin noch ein sehr vorzügliches Aphrodisiakum. Ein richtiger Allrounder also.
Der berühmte Arzt Paracelsus war im 16.Jahrhundert dann der Meinung, dass bestimmte Eigenschaften von Tieren, die man verzehrt auf einen übergehen. Was zur Beliebtheit vom Mumienverzehr beitrug. Warum erschließt sich mir persönlich nicht so ganz, denn wer weiß, was für einen nichtsnutzigen Hallodri man da unter Umständen verspeiste. Paracelsus war aber auch der Ansicht, dass man nicht unbedingt eine tausende Jahre alte Mumie bräuchte, man könnte auch einfach frisch Verstorbene zu sich nehmen.
Im gleichen Jahrhundert verboten die Araber den Mumienhandel, denn es störte sie, dass die Europäer womöglich ihre Vorfahren aßen. Der findige arabische Geschäftsmann fing daraufhin an, die Leichen von Verbrechern im Eilverfahren zu mumifizieren und als Original zu verkaufen. In manchen gefälschten Mumien war Kamelfleisch enthalten.
Mit Mumien malen
Da der Mensch schon immer eine kreative Ader hatte, hatte man sich noch einen weiteren Gebrauch überlegt: Die Mumien wurden gemahlen, mit Pech und Myrrhe gemischt und schon hatte man einen hübschen Farbton für Ölgemälde: Mumienbraun. Großartig war er nicht, das gaben viele zu, aber eben besser als Asphalt und das zählte schon mal was. Und so wurde ab dem 16.Jahrhundert wohl so manches Bild mit den Überresten eines Amenophes verschönert. Sicherlich ein wenig geschmacklos, aber viele Künstler fanden erstmal nichts dabei. Im 19. Jahrhundert fing man an, sich langsam Gedanken drüber zu machen. Eines Sonntags saß der prä-raphaelitische Maler Lawrence Alma-Tadema mit Kind und Kegel bei seinem Kumpel, dem ebenfalls prä-raphaelitschen Maler Edward Burne-Jones, und aß zu Mittag. Sein Farbdealer hätte ihn eingeladen, sich mal die Mumie anzuschauen bevor sie zermahlen würde,

plauderte Lawrence. Woraufhin Edward wohl der Bissen im Hals stecken blieb. Denn der dachte wohl, der Name mumienbraun ginge allein auf den mumienhaften Farbton zurück. Schockiert rannte Edward ins Haus und kam mit seiner Farbtube Mumienbraun zurück. Ein angemessenes Begräbnis für den Toten in der Tube!, wird er aufgebracht gerufen haben. Und so grub man im Garten ein Loch, legte den Toten hinein und vielleicht sagte Edward noch ein paar feierliche Worte bevor man die Erde auf Amenophes warf und ein Gänseblümchen auf die Ruhestätte pflanzte. Spätestens Anfang des 20.Jahrhunderts war man sich einig, dass das mit der Farbe ziemlich geschmacklos ist; es war sowieso nicht mehr so einfach an Mumien zu kommen.